Januar 2021

Kolkraben – Flugakrobaten kommen in Balzstimmung

von Olaf Kühnapfel, NABU Wettsaasen

Im winterlichen Wald gehören die Rufe der Kolkraben zu den wenigen Lauten, die die Stille durchbrechen. Neben dem tief und metallisch klingenden „krroap krroap“ sind nun auch die ersten Balzrufe zu hören. Mit einem hohlklingenden „klong“ macht der Rabe den Anspruch auf das Revier deutlich. Darüber hinaus verfügen Raben über einen individuell erlernten „Wortschatz“. Spektakulär sind auch die Flugspiele der Raben. Bei den Balzflügen legen die Raben die Flügel an den Körper an, drehen sich schwungvoll auf den Rücken, fliegen also rücklings, und drehen sich dann wieder zurück. Wohl kaum ein anderer Vogel beherrscht diese Flugakrobatik.

Durch massive Bejagung wurden die Kolkraben zu Beginn des 19. Jahrhunderts in weiten Teilen Europas durch die Jagd ausgerottet. Das letzte sichere Brutpaar in Hessen wurde 1912 nachgewiesen.  

Nach konsequentem Schutz konnte 73 Jahre später,1985, wieder ein Brutpaar für Hessen nachgewiesen werden und seit den 90er Jahren erfolgte auch die Wiederbesiedlung des Vogelsbergs. Diese intelligenten Vögel nahmen rasch im Bestand zu und so dürften, laut Olaf Kühnapfel vom NABU Wettsaasen, in den Wäldern der Gemeinde Mücke heute etwa 15 Paare brüten. Für den Vogelsbergkreis schätzt O. Kühnapfel den Bestand auf 200 bis 300 Paare.    

Als Allesfresser ernähren sich Kolkraben u.a. von Würmern, Schnecken, Mäusen, Maiskörnern und auch Aas. An Aufbrüchen, den Innereien von erlegtem Wild, treffen sich mitunter mehrere Dutzend Raben zum gemeinschaftlichen Mahl. Raben sind äußerst soziale Vögel. Vor allem im Herbst und Winter fliegen sie mitunter weite Strecken, um gemeinschaftlich in ruhigen Waldungen zu schlafen. Diese Schlafplätze dienen wohl dem Informationsausstausch und dem Kennenlernen. Im Vogelsberg konnten an diesen Schlafplätzen schon mehrere Hundert Raben gezählt werden, bei denen Anflugstrecken von bis zu 20 Kilometer nachgewiesen werden konnten (O. Kühnapfel mdl.).  Kolkraben bauen ihren Horst aus kräftigen Ästen, die sie in Mikado Manier aufeinanderschichten. Sie beginnen vielfach schon im März mit der Brut, sind recht reviertreu und leben viele Jahre mit demselben Partner zusammen.

Text: Olaf Kühnapfel, NABU Wettsaasen

Kolkrabe

Foto: Olaf Kühnapfel

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