Seit über 25 Jahren beschäftigen sich überwiegend heimische Quellenforscher, organisiert im Landesverband für Höhlen- und Karstforschung Hessen e.V., mit der Flora und Fauna hessischer
Quellen. Die untersuchten Quellen befinden sich schwerpunktmäßig in Rhön, Vogelsberg und Kellerwald. Paul-Walter Löhr vom NABU Wettsaasen bestimmt nun, nachdem die Bestimmung der
Köcherfliegenlarven abgeschlossen wurde, Wasserkäfer in ca. 6000 Proben.
Frühe Siedlungen wurden auch in der Nähe von Quellen gegründet. Endungen wie beispielsweise –born oder –brunn weisen noch darauf hin. Für die Menschen waren Quellen nicht nur zur Versorgung mit
Wasser wichtig, sie dienten auch als Kultstätten und regten ihre Phantasie an. Dies schlug sich in Märchen und Sagen nieder. Das Erforschen von Quellökosystemen in heutiger Zeit gibt Hinweise auf
Umweltveränderungen und bietet Möglichkeiten auf diese zu reagieren.
Bei Quellen handelt es sich um, gesetzlich geschützte, meistens kleine Lebensräume an der Grenze zwischen Grundwasser und Oberflächenwasser mit einer großen Bedeutung für spezialisierte
Pflanzen-und Tierarten. Diese Arten reagieren äußerst empfindlich auf Veränderungen ihres Lebensraumes. In der Wissenschaft werden drei natürliche Quellentypen unterschieden. Es handelt sich um
Sturzquellen, Sickerquellen und Tümpelquellen, wobei auch Mischformen beschrieben werden. Die Tümpelquellen im NSG Sausel und Rauchel bei Groß-Eichen gehören übrigens zu den
schützenswertesten in Hessen! Die Eigenschaften der Quellentypen zeichnen sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher Faktoren aus. Hierzu gehören zum Beispiel geographische Lage, Umgebung
und Pflanzen, Beschattung, Temperatur, pH-Wert, Wasserzusammensetzung und Untergrundbeschaffenheit. Quellen in lichten Laubwäldern weisen nach unseren bisherigen Untersuchungen eine größere
Artenzahl auf als vergleichbare Quellen im Offenland.
Wasserkäfer und ihre Larven besitzen wegen ihrer Form eine gute Anpassung an das Leben im Wasser. Erwachsene Tiere besitzen häufig stark behaarte Hinterbeine, die eine schnelle Fortbewegung
im Wasser begünstigen. Die Hinterbeine sind gelegentlich sogar zu regelrechten Schwimmbeinen umgestaltet. Wasserkäfer sind trotz dieser Spezialisierung auch gute Flieger. Bei Austrocknung ihres
Lebensraumes können sie problemlos andere Habitate aufsuchen. Zur Vermeidung von Verpilzung o.ä. sind die Tiere in der Lage sich durch Abgabe körpereigener Sekrete zur Wehr zu setzen.
Je nach Ansicht der Wissenschaftler kommen in Mitteleuropa zwischen neun bis elf Käferfamilien vor, die zu den „Wasserkäferfamilien“ gezählt werden. Aktuell gibt es 257 Arten bei uns. Das bedeutet, dass seit 1950 56 Arten „verschwunden“ sind. In Quellen finden sich überwiegend kleinere Arten, die eine Bestimmung nicht gerade erleichtern. Agabus guttatus, eine typische Art der Quellen, zählt mit 1 cm zu den größten Schwimmkäfern in Quellen, der ebenfalls quellentypische Anacaena globulus erreicht nur eine Größe von 3,5mm.
Neben dem Nachweis der verschiedenen Arten und ihrer Lebensraumansprüche interessiert uns aber auch die Vergesellschaftung von Wasserkäferarten. Dabei stehen Fragen zur Einnischung, Koexistenz und Konkurrenzvermeidung im Vordergrund. Mithilfe eines speziellen Computerprogrammes, welches momentan noch entwickelt wird, soll versucht werden diese Fragen zu beantworten.
Viele weitere Käferarten, über deren Bedeutung für den Lebensraum Quelle kaum etwas bekannt ist, kommen im feuchten Umfeld der Quellen vor. Hier scheinen vor allem die sehr artenreichen
Kurzflügelkäfer, aber auch Rüsselkäfer, Blattkäfer und weitere Vertreter diverser Käferfamilien eine bisher weitgehend unbekannte Rolle zu spielen.
NABU Wettsaasen, Paul-Walter Löhr
Lehrbachquelle in der Rhön.
Foto: Stefan Zaenker
Wasserkäfer Agabus guttatus
Foto: Paul Walter Löhr