April 2020

Königin (noch) ganz ohne Volk -  aber nicht zu dick zum Fliegen.

Lob der Hummeln und was wir für sie tun können

von Olaf Kühnapfel, NABU Wettsaasen

 

Mit Beginn des Frühlings kommen die jungen Hummelköniginnen aus ihren Verstecken, in denen sie die letzten 6-8 Monate verbracht haben. Um Flugenergie für den massigen Körper zu erhalten und um die Eierstöcke reifen zu lassen, versorgen sich die Königinnen mit Pollen und Nektar der Frühlingsblumen. Danach beginnt die Suche nach einem geeigneten Neststandort. Dazu fliegen die Hummeln knapp über dem Boden der Wiesen, entlang von Hecken und Böschungen, schauen mal unter diesem mal unter jenem Laubhaufen und inspizieren jede Höhlung.

Ein Blick auf den Hintern sei hier erlaubt, gibt doch seine Färbung einen wichtigen Hinweis auf die Art. So tragen Steinhummeln ein rotes, Erdhummeln ein weißes und Wiesenhummeln ein eher gelboranges Hinterteil. In Kombination mit dem Färbungsmuster des Haarkleides und der Größe lassen sich mehrere Arten recht sicher bestimmen.

Je nach Hummelart erfolgt die Nestgründung oberirdisch, z.B. in Vogelnistkästen oder unterirdisch, z.B. in alten Mäusenestern. Idealerweise findet die Hummel hier ein Nest aus trockenem Gras, Moos oder Federn. Hierin formt die Hummel einen kleinen Hohlraum, der von isolierendem Material umgeben ist, das eventuell noch mit Nektar verklebt wird. Nun fliegt die Hummelkönigin mehrmals täglich aus – natürlich nicht, ohne sich den Neststandort genau eingeprägt zu haben- und holt Pollen. Daraus formt sie einen Nahrungsteig für die zukünftigen Larven. Gleichzeitig baut die Königin das erste Honigtönnchen aus Wachs, das nach und nach mit Nektar gefüllt wird.  Die ersten Eier legt die Königin nun in ein Näpfchen mit einem kleinen Pollenvorrat, verschließt dieses und beginnt mit der Bebrütung. Die Königin setzt sich auf das Näpfchen und hält die Brut warm. Die Hummelkönigin fliegt nun kaum noch aus und versorgt die geschlüpften Larven. Aufgrund des geringen Nahrungsangebotes sind die ersten Arbeiterinnen häufig sehr klein, übernehmen aber nichtsdestotrotz fortan die Versorgung mit Nektar und Pollen. So schlüpft eine Generation Arbeiterinnen nach der anderen und das Volk wird größer und größer. Im Nest kann man nun Hummeln beobachten, die ihre Flügel im Leerlauf bewegen und dabei ein Fluggeräusch verursachen. Über die Bedeutung dieser „Hummeltrompeter“ herrscht noch Uneinigkeit. Die Annahme aus dem 18.Jahrhundert, der „Hummeltrompeter“ würde den Geschwistern den Beginn der Arbeit mitteilen, ist wohl nicht haltbar.

Übrigens:

Hummeln leisten als unermüdliche Vielflieger einen bedeutenden Beitrag zur Bestäubung vieler Blütenpflanzen. Und  Hummeln sind schon bei Temperaturen aktiv, bei denen die Honigbienen noch im warmen Stock sitzen.

Alle Arbeiterinnen und die Königin können stechen, sind aber meist so friedlich, dass sie es nicht tun. 

Auf dem Höhepunkt der Entwicklung, bei uns etwa im Juli, beginnt die Erzeugung von Geschlechtstieren. Die schlüpfenden Jungköniginnen werden von den Drohnen noch im Sommer begattet und verkriechen sich darauf in einem Versteck, welches sie erst im nächsten Frühjahr verlassen. Alle Arbeiterinnen, die Drohnen  und die Altkönigin sterben.

Die Königin ist tot, es lebe die Königin des nächsten Jahres.

Für diese faszinierenden Insekten können wir alle etwas tun : Lasst uns wieder Blumen in unsere Gärten holen !

Text: Olaf Kühnapfel, NABU Wettsaasen

Wiesenhummelkönigin beim Bebrüten der ersten Brutwaben und Honigtönnchen.

Foto: Olaf Kühnapfel, NABU Wettsaasen

Ackerhummelkönigin mit noch kleinem Hofstaat am Nest.

Foto: Olaf Kühnapfel, NABU Wettsaasen

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