28.04.2022

Aus dem Leben des Bibers

Informationsabend um Biber in Ilsdorf

Biberabend
Der Biberabend im DGH Ilsdorf. Bild: Barbara Binder

Auf Einladung des NABU Wettsaasen fand am Donnerstag, dem 28.4.2022, im DGH Ilsdorf ein Informationsvortrag zum Biber statt. Der Biber, unser größtes Nagetier in Europa, breitet sich wieder entschlossen aus, nachdem er durch erbarmungslose Bejagung vor gut 150 Jahren in Deutschland fast ausgestorben war.

Geschichtliches und Informatives wusste der Referent Thomas Steinke, Förster im Ruhestand und Mitbegründer der AG Biber im NABU Kreisverband Vogelsberg, auf lebendige Weise und mit anschaulichen Bildern dem interessierten Publikum zu vermitteln. So erfuhren die Zuhörer, dass der stattliche Nager 20 bis 30 kg auf die Waage bringen kann und ohne seinen breiten Schwanz bis zu einem Meter lang wird. Dieser flache Schwanz unterscheidet ihn übrigens von seinen nächsten Verwandten, dem Nutria und dem Bisam. Wie diese ist er ein reiner Vegetarier, der sich von vielerlei Kräutern, wie z.B. auch Brennnesseln, ernährt und zusätzlich auch Baumrinde und Blätter verzehrt. Dünne Äste und Rinde sind seine Hauptnahrung im Winter. Dafür legt er sogar Vorräte an abgebissenen Ästen an. Diese Nagetätigkeiten sind die auffälligsten Spuren, die ein Biber hinterlässt, denn ansonsten führt er ein eher heimliches Leben.

Dämme baut er nur, wenn ihm das Wasser zu flach ist.

Von den Bäumen bevorzugt er die weichen und saftigen Weiden, geht aber auch an fast alle anderen Gehölze. Durch eine einfache Drahtmanschette kann man diese notfalls vor seinen kräftigen Zähnen schützen.

Bei Bibers geht es sehr familiär zu. Die Paare bleiben zeitlebens zusammen und ziehen die Jungen gemeinsam auf. Erst wenn sie zwei Jahre alt sind, müssen sie die Familie verlassen und sich ein eigenes Revier suchen. Dabei können sie unter Umständen viele Kilometer zurücklegen. Ein Biberrevier kann einen halben bis mehrere Kilometer lang sein und erstreckt sich entlang eines Gewässers meist nicht viel mehr als 10m vom Ufer entfernt. Deshalb ist es wichtig, dem Biber, der im Übrigen streng geschützt ist, ausreichend Lebensraum zu gewähren, indem Uferstreifen aus der Nutzung genommen und der natürlichen Entwicklung überlassen werden. Dies wird auch von der Europäischen Gewässerschutzverordnung gefordert. Lässt man so dem Biber und der Bachaue Raum, kann der große Nager auf ganz natürliche Weise durch seine Einwirkung auf den Gewässerverlauf einen wertvollen Beitrag für die Artenvielfalt leisten, im Falle von Hochwasser diesem die Spitzen nehmen und durch den langsameren Abfluss des Wassers eine bessere Auffüllung des Grundwassers bewirken. All das tut er kostenlos. Sollte es doch einmal zu Problemen mit der menschlichen Nutzung in der näheren Umgebung eines Biberrevieres kommen, gibt es zahlreiche Methoden, durch geschickt angelegte Überläufe oder Schutzeinrichtungen zu hohe Wasserstände zu vermeiden oder umzuleiten.

Der Biber ist eine Bereicherung unserer Landschaft und hilft uns dabei, eigentlich schon längst gesetzlich vorgeschriebene Verbesserungen für eine gesündere Umwelt endlich umzusetzen. Umso erfreulicher ist es, dass sich inzwischen am Ilsbach ein Biber angesiedelt hat. Vor gut einem Jahr entdeckten Annette König und ihre Tochter Klara Gerken dort die ersten Biberspuren. Im letzten Spätsommer konnte dann zweifelsfrei festgestellt werden, dass sich ein Biber am Ilsbach angesiedelt hat. Bürgermeister Sommer und die zuständigen Behörden wurden informiert, so dass jetzt weitere Schritte zum Schutz des Bibers eingeleitet werden können.

Frau König wies in diesem Zusammenhang neugierige Naturfreunde darauf hin, dass das Betreten von landwirtschaftlichem Grünland nach dem Bundesnaturschutzgesetz während der Vegetationsperiode von März bis Oktober untersagt ist. Es handelt sich um private Flächen, die der Gewinnung von Tierfutter dienen. Ganz besonders muss auch darauf geachtet werden, dass Hunde nicht in die Wiesen koten. Das verdirbt das Futter für die Kühe und Pferde und kann sogar zu Erkrankungen der Tiere führen.

Für naturinteressierte Menschen hat Frau König bei Instagram einen Account „biber.bilbo“ eingerichtet, in dem Bilder und kleine Videos vom Biber und anderen Tieren und auch Pflanzen aus dem Lebensraum am Ilsbach gezeigt und erklärt werden. Für Fragen steht auch gerne die AG Biber des NABU Vogelsberg zur Verfügung, zu finden unter www.nabu-vogelsberg.de.

 

Text: Annette König

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