Infolge intensiver Verfolgung und Pestizideinsatz in der Landwirtschaft war der Wanderfalke bis 1970 in vielen Bundesländern ausgestorben. In Hessen brütete nur noch ein Paar. Nach dem Verbot des Pestizids DDT und intensiver Schutzmaßnahmen erholte sich der Bestand wieder. In Hessen dürften heute wieder über 150 Paare brüten.
Seit mehreren Jahren häufen sich die Wanderfalkensichtungen im Vogelsberg. Insbesondere im Raum Mücke wurden mehrere Tiere unterschiedlichen Geschlechts und unterschiedlichen Alters regelmäßig
und über einen längeren Zeitraum beobachtet, jedoch konnte im Vogelsbergkreis bisher noch keine Brut nachgewiesen werden. Wie alle Falken baut der Wanderfalke kein eigenes Nest, sondern ist auf
eine geeignete Horstunterlage angewiesen. Offensichtlich fehlen im Vogelsberg eben diese geeigneten Neststandorte und in den Steinbrüchen könnte die Konkurrenz zum Uhu zu stark sein.
Ihre Beuteflüge starten die Wanderfalken bevorzugt von erhöhten Sitzwarten, wie hohen Gebäuden, Türmen, Brücken oder Masten. Daher zählen Hochspannungsmasten im Vogelsberg zu den Lieblingsorten .
Sie dienen den Falken als Rastmöglichkeit und Ausgangspunkt für ihre Jagdflüge und erreichen dabei Geschwindigkeiten bis über 200 Stundenkilometer. Ihre Nahrung besteht fast ausschließlich aus
Vögeln, wie Ringeltauben, Elstern, Wacholderdrosseln und Stare, die im schnellen Jagdflug überrascht werden und somit zu den Hauptbeutetieren im Vogelsberg gehören.
Um dem Wanderfalken eine Brut im Vogelsberg zu ermöglichen, wandte sich der NABU Wettsaasen an den zuständigen Netzbetreiber Avacon. Avacon engagiert sich seit vielen Jahren im Naturschutz und es
war dem Netzbetreiber ein Anliegen, den NABU bei diesem Vorhaben zu unterstützen und den Wanderfalkenbrutkasten auf dem Hochspannungsmast zu installieren. Im Zuge von geplanten
Instandhaltungsmaßnahmen wurde parallel der Kasten von einem Avacon-Monteur angebracht.
Das Artenschutzprojekt konnte nun nach Absprache und ausdrücklicher Befürwortung dieser Maßnahme mit den zuständigen Fachbehörden, wie der Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz
und Saarland, dem Regierungspräsidium Gießen, der Unteren Naturschutzbehörde des Vogelsbergkreises sowie der Gemeinde Mücke und den Grundbesitzern in Angriff genommen werden.
Das für den Artenschutz zuständige Referat beim Regierungspräsidium Gießen leistete dabei mit der Kostenübernahme des Wanderfalkenkastens aus Mitteln der Biodiversitätsstrategie Hessen einen
entscheidenden Beitrag. Nun gilt es abzuwarten, ob und wann der Wanderfalke das Angebot annimmt und den Vogelsberg als Brutvogel bereichern wird.
Text: Olaf Kühnapfel, Bernd Reitz
Montage des Wanderfalken-Kastens
Foto: Chr. Reitz
Wanderfalke im Flug
Foto: Bernd Petri